Fünf Tage die Woche spielt sie die Rolle.
Von Dienstag bis Samstag, täglich sechs bis acht Stunden.
Rein in die Maske, geschlüpft wird ins Kleid
Gleich drauf ist sie für die Bühne bereit.
Das Publikum wartet und verfolgt dann gespannt, wie sie singt, wie sie tanzt vor der blutroten Wand.
Pirouette nach links, zwei Schritt vor, zwei zurück
Bald ist es wieder zu Ende, das Stück.
Im Anschluss dann legt sie die Maske ab
und sich selbst in eine Wanne
voll mit Schmerz und Einsamkeit.
Sie weint, weil sie weiß, dass niemand sie sieht
Und selbst wenn, sie ohnehin niemand sähe, gar erkennen würde.
Das tanzende Ding mit dem himmlischen Lächeln,
der schmalen Taille und den schönen Beinen. Das säß' doch nicht da.
Weinend, mit Wein.
Wozu denn auch? Die wird glücklich sein.
Acht Tage die Woche spielt sie die Rolle.
Von Montag bis Montag, täglich dreimal acht Stunden.
Hinter der Maske, den Lidstrich gezogen werden
alle, vor allem sie selbst, angelogen.
Denn das Publikum starrt und es möchte sie sehen
Und zwar funktionieren, nicht in sich selbst untergehen.
"Zieh nicht an den Fäden, ruinier nicht das Stück. Spiel mit
und die Menge wird sein ganz entzückt."
Doch manchmal fällt sie, in der Wanne, mit Wein
Aus ihrer Rolle, dem Leben, und weint.