R E C E N T

Kirschblütenfrost

Viel zu lange, und doch erst einen Moment, ist sie bereits auf dieser Suche. Auf dieser Suche nach einem nicht ganz greifbaren Etwas, das si...

8/29/2017

Die Schauspielerin

Fünf Tage die Woche spielt sie die Rolle.
Von Dienstag bis Samstag, täglich sechs bis acht Stunden.
Rein in die Maske, geschlüpft wird ins Kleid
Gleich drauf ist sie für die Bühne bereit.
Das Publikum wartet und verfolgt dann gespannt, wie sie singt, wie sie tanzt vor der blutroten Wand.
Pirouette nach links, zwei Schritt vor, zwei zurück
Bald ist es wieder zu Ende, das Stück.
Im Anschluss dann legt sie die Maske ab
und sich selbst in eine Wanne
voll mit Schmerz und Einsamkeit.

Sie weint, weil sie weiß, dass niemand sie sieht
Und selbst wenn, sie ohnehin niemand sähe, gar erkennen würde.
Das tanzende Ding mit dem himmlischen Lächeln,
der schmalen Taille und den schönen Beinen. Das säß' doch nicht da.
Weinend, mit Wein.
Wozu denn auch? Die wird glücklich sein.

Acht Tage die Woche spielt sie die Rolle.
Von Montag bis Montag, täglich dreimal acht Stunden.
Hinter der Maske, den Lidstrich gezogen werden
alle, vor allem sie selbst, angelogen.
Denn das Publikum starrt und es möchte sie sehen
Und zwar funktionieren, nicht in sich selbst untergehen.
"Zieh nicht an den Fäden, ruinier nicht das Stück. Spiel mit
und die Menge wird sein ganz entzückt."
Doch manchmal fällt sie, in der Wanne, mit Wein
Aus ihrer Rolle, dem Leben, und weint.

8/28/2017

Das Gespenst um uns

Ich mag es, wie du da stehst
Einfach so, nichtssagend und stumm
Nichtssagend eben.
Tagein, tagaus, bei Wind und Wetter
Sieht man dich gleichgültig draußen durch die Kälte stehen.

Der Gleichmut steht dir gut, besser
als Stolz an Menschen wirkt. Besser
als Eitelkeit, Hochmut, Scheinheiligkeit.
Schön mögen diese Sachen ja sein, doch kurzfristig
- und wie wir wissen -
ist Kürze bei weitem nicht deine Stärke.

Beständigkeit, das strahlst du aus.
Bist standhaft, quasi mit Nerven aus Stein.
Dünnhäutig, verletzlich, zerbrechlich?
Ungünstig können sie sein, doch menschlich
- und wie wir wissen -
ist menschlich sein nicht so dein Ding.

Du bist
             stoische Ruhe, Verlässlichkeit.
             ein Schutzbefohlener, der niemals Befehle erhält
und erst recht keine ausführt, bekommt er doch welche
             stets zu Diensten, immer und überall.
Doch sehen sie dich nicht.
Ich sehe dich.
Sie sehen dich nicht.
Ich sehe dich.

8/13/2017

Klick klack

Klick klack, klick klack
Das Nichts ist da.
Klick klack, klick klack
Vorbei, das war's.
Schöne Augenblicke,
Ein grausamer Moment
Tausende Eindrücke
Ein Narr, wer's nicht erkennt.

Klick klack, klick klack
Komm, geh. Fort mit mir
Klick klack, klick klack
Friede sei mit dir.
Für immer, und nicht
Noch nicht, nie mehr
Klick klack, dreh dich um
Komm nicht wieder hierher.

Kehre nie wieder, fließ weiter bergab
Ertränke mich ruhig, leg mich ins Grab
Nichts reimt sich wirklich auf 'keine Wiederkehr'
Klick klack verschwinde, komm nie wieder her.

Dimension 4, das Ende ist hier
Auf dass es zum ewigen Nichts uns führ.
Klick klack und peng,
Metall, Rauch und Tod
Mein eigener Himmel
Im Blute tiefrot.

8/07/2017

Mystisch, überlegen (Ein Ende mit Fragezeichen)

Faszinierend, geradezu außerweltlich
Erschienst du mir hinter der Glasfront.
Eine Göttin mit Backwaren,
einem schweigsamen Lächeln und braunen Augen,
so blau.
Mystisch, wundersam, überlegen
Schlief nächtelang nicht in Gedanken an dich.
Ernüchternd, dann, die Realität:
Zu wenig, zu garnichts, und auch noch
zu spät.