"Ein Sturm zieht auf", sage ich grimmig und werfe einen mindestens ebenso grimmigen Blick gen Himmel. Fürwahr, er ist gänzlich von schwarzen, zerrissenen Wolken bedeckt, die jegliche Aussicht auf schönes Wetter im wahrsten Sinne des Wortes sofort zunichte machen. Die Bäume biegen sich bereits unter den Böen, Kleinwüchsige versuchen verzweifelt, gegen den Sturm anzukämpfen. Ich beobachte das Schauspiel... und muss beinahe lächeln. Denn dies, dies war mein Moment. Denn "ein Sturm zieht auf" war einer dieser Sätze, die ich schon immer mal hatte sagen wollen. In etwa so wie "ich bringe diese Kinder jetzt in Sicherheit!" oder "dazu müssen Sie erst an mir vorbei!". Ich genieße den Moment, atme ihn regelrecht ein, um mich für immer daran zu erinnern. Es fühlt sich gut an, eines meiner Lebensziele ist somit abgehakt.
"Gehen wir dann heute nicht raus?"
Ich höre die Worte, erinnere mich an den kleinen türkischen Jungen neben mir und kehre in die Realität zurück. Ich wende den Blick vom Fenster ab, als mir ein dreijähriges Mädchen auf die Hand niest und ihren Naseninhalt dabei strategisch über meinen Handrücken verteilt. Während ich ein Taschentuch nehme, drehe ich mich um und sage: "Nein, Azad. Heute nicht. Ich habe doch grade gesagt, es ist stürmisch draußen."
Soviel zum erfüllten Lebensziel, denke ich mir.
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