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Kirschblütenfrost

Viel zu lange, und doch erst einen Moment, ist sie bereits auf dieser Suche. Auf dieser Suche nach einem nicht ganz greifbaren Etwas, das si...

1/09/2013

Muffinzeit (6/7)

WHAT THE FORK
Ich habe gestern eine äußerst schockierende Erkenntnis gemacht. Ich bin morgens zum Bus, wie immer also, hab mir noch schnell einen Muffin mitgenommen weil ich keine Zeit hatte, ihn zuhause zu essen. Und weil ich wusste, dass ich auch später keine Zeit haben würde, ihn zuhause zu essen.
Ich würde es durchaus als ein Problem unserer Gesellschaft bezeichnen, dass man keine Zeit hat, einen Muffin zu essen.
Ich meine, seht euch doch mal um. Ständig ist man am rumhetzen, mal muss man in die Schule, dann kommt man heim, macht Hausaufgaben, lernt für sein Abitur, lernt für die Chemiearbeit, die man sowieso verkacken wird, schreibt noch schnell einen Blogeintrag über Zeitprobleme, lernt weiter, und am nächsten Tag geht das Ganze von vorne los. Wenn man alleine wohnt, hat man nochmehr zu tun - im Idealfall geht man arbeiten, muss Steuererklärungen machen, vielleicht ein Haushaltsbuch führen um mit dem Geld hinzukommen, sich um die Probleme anderer Leute kümmern, zum Beispiel dass die Mutter ja so furchtbar ist weil sie einen in der elften Klasse nicht mehr jeden Tag anruft und fragt, was man zu essen haben möchte, möglicherweise muss man sich selbst oder seinem Kind oder Partner, der auch keine Zeit hat, was zu essen machen, putzenwaschenbügelntapeziereneinkaufentanken und was weiß ich noch alles. Jedenfalls kommt es mir vor, als hätte man kaum noch Zeit, und da fängt es beim Muffinessen erst an. Von allen Seiten herrscht irgendwelcher Stress und hier Hetzerei und da Hetzerei und zu allem Übel erhöht die germanische Bahn auch noch ihre Preise und man steht dann morgens um kurz nach acht in Dudweiler am Bahnhof und fängt wegen des Preises innerlich schon fast an zu heulen.
So schwierig es auch sein mag und so eng der Terminplan auch ist, meiner Meinung nach sollte man sich am Tag wirklich mal eine Viertelstunde oder zwanzig Minuten Zeit für sich selbst nehmen, diese ganzen wandelnden Gendefekte und Plazentapicknicker vergessen und auch mal einen Muffin in Ruhe genießen. Oder eine Pizza. Oder einfach nur gemütlich Zeitung oder ein Buch lesen. Und sich mal darüber Gedanken machen und bewusst werden, wer man ist und was man eigentlich so erreicht hat oder erreichen will - oder wollte. Ein wenig Zeit für sich selbst. Und alles geht gleich viel leichter.

suicidalhorizon

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