Lag grade im Bett, hab so'n bisschen über den Tag nachgedacht. War im Peek & Cloppenburg mit meiner Mutter, nen Anzug für die Abiturfeier kaufen. Da war so'n Verkäufer, mit dem ich'n bisschen gelabert hab. Irgendwie meinte er von wegen ich sei ja so groß und schlank woraufhin ich meinte "quatsch, ich bin jung, dynamisch, erfolglos!"
Und mir ist grade im Bett bewusst geworden, dass ich Recht hatte.
Ich hab mir mein Leben mal angeschaut, so ein bisher/noch kommend-Vergleich. Bisher kam ich immer gut durch, Schule war reiner Einzelkampf. Es ging nicht darum, der Beste oder der Schnellste oder sowas zu sein. Klar, es war immer cool in irgendwas der Beste zu sein. Man war der King. Nicht, dass ich meine Erfahrungen hätte. Ich leide an chronischer Aufschieberitis. Im Klartext heißt das eigentlich nichts anderes als: ich bin faul. Verdammt faul, Leute. Ich hab seit dem 13. März keine Schule mehr. Klar, da war dieses Abitur für das man lernen musste und dann das mündliche. Da hab ich auch immer gut gelernt. Und zu Schulzeiten? Überhaupt kein Problem, das mit dem Aufschieben, habe alles gemacht. Naja, fast alles. Aber immer alles gegeben und wenn ich was machen wollte hat das auch immer hingehauen. Hausaufgaben, Lernen, Seminarfacharbeiten oder -vorträge - alles kein Problem, immer gut gepasst. Einzelkampf eben. Total mein Ding, außer beim Sport.
Aber jetzt? Ich sitz hier und hab von dem, was ich erreichen wollte, fast nix hinbekommen. Ich hab weder meinen angestrebten N.C. geschafft damit ich direkt studieren gehen kann. Noch hab ich mich rechtzeitig um einen Ausbildungsplatz gekümmert für den Fall, dass ich den N.C. nicht bekomme, obwohl ich wusste, dass er für mich kaum bzw unmöglich zu erreichen war. Noch hab ich mich rechtzeitig nach Studentenwohnheimen oder sowas erkundigt, wo ich hinziehen kann. Direkt nach dem Abi ausziehen oder kurz danach, war eins meiner großen Ziele. Kann ich nun auch vergessen. Fahrschule geht auch kaum voran, weil ich keine Lust hab, zu lernen. Ich hab genug, ich bin leer. Ich habs noch ned mal hinbekommen, zur Bank zu gehen und ein Konto zu eröffnen. Die Bank ist zehn Minuten Fußweg von hier, nur so. Ferienjob, eine Absage; keine weiteren Bewerbungen ausstehend. Zu spät. As always. Ich bekomm das Leben anderer Leute besser auf die Reihe als meins, einfach weil ich bei meinem eigenen keinerlei Motivation habe, etwas zu tun. Weil ich mich nicht für mich interessiere. Zumindest bis jetzt.
Und wer ist an all dem Schuld? Na, die Anderen. Blizzard. Meine Mutter. John Malkovich. Eben nicht, nein. Ich, niemand sonst. Das hier ist jetzt keine Selbstmitleidstour oder so, ich bin nur ziemlich enttäuscht von mir selbst. Eher sowas wie 'ne Erkenntnistour. Bei jemandem der mir sehr wichtig ist, haut das alles hin. Studium. Wohnung. Perspektive. Freut mich für sie, sie hat es sich verdient. Durch Vorausschauen, auch mal weiter als bis übermorgen denken. Sie ist top. 15 Punkte von mir. Und ich häng hier rum und schreib meine verdammten Gedanken auf, weil sie mich ansonsten nicht schlafen lassen. Immerhin hab ich nen Job. Nachhilfelehrer. Verdien ich mir wenigstens ein bisschen was damit. Aber abgesehen davon bin ich die größte Enttäuschung meines Lebens. Bis jetzt. Zur nächsten Saison werd ich mich auch mal informieren - und das rechtzeitig - wie das mit den Wohnheimen aussieht und so weiter. Aufschieben ist nicht mehr. Keine leeren Worte, versprochen. Leere Worte gibt's nur in meinem Kopf, mir selbst gegenüber. Sobald es aufgeschrieben oder ausgesprochen ist, mach ich was draus. War schon immer so und wird auch immer so bleiben.
Morgen gehts los. Neustart. Etappe Schule endgültig rum. Einzelkämpfer funktioniert nicht mehr. Jetzt muss man schneller, besser, begeisternder sein. Warum sollte man sonst genommen werden für irgendwas? Für nen Job, wenn man nicht der Beste ist oder die Leute zumindest davon überzeugen kann, man sei es? Für nen Platz im Studentenwohnheim, wenn man sich ein Dreivierteljahr zu spät bewirbt? Die warten nicht. Niemand wartet da draußen auf dich. Außer du engagierst dich, schaffst dir eine Perspektive. Kämpfst für deine Träume. Auch wenn dabei andere Sachen auf der Strecke bleiben. Das ist nicht wichtig. Denn diese Sachen sind ja nicht deine Träume. Und wer weiß - wenn man sich engagiert und am Ball bleibt, wartet auch schon mal ein Nobelpreis am anderen Ende der Strecke auf einen.
/imout
suicidalhoerizon
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