R E C E N T

Kirschblütenfrost

Viel zu lange, und doch erst einen Moment, ist sie bereits auf dieser Suche. Auf dieser Suche nach einem nicht ganz greifbaren Etwas, das si...

1/07/2015

Ein wenig Geschreibsel zum warm werden

Hallo und herzlich willkommen auf diesem Blog. Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast, denn hier war sehr lange Zeit wenig bis nichts mehr los. Umso mehr freut es mich, dass du da bist, und ich hoffe, du nimmst dir vielleicht sogar ein wenig Zeit - entweder dabei, das hier zu lesen, oder ein paar deiner Lieblingsposts, falls du denn welche hast, nochmal durch zu gehen. Vielleicht warst du aber auch noch nie hier, vielleicht ist das ein zufallsbasierter Erstbesuch. In diesem Fall, auch dir ein herzliches Willkommen.
Für Kenner dieser Seite mögen das seltsame Worte sein, jedoch bin ich momentan ein wenig emotional, nachdenklich und in Redestimmung. Nachdenklich und in Redestimmung bin ich zwar meistens beim Schreiben der Posts gewesen, die Emotionen gingen die meiste Zeit, wenn denn überhaupt, eher in Richtung wütend bis in gefährlicher Rage. Denn sämtliche anderen Emotionen, wie zum Beispiel die, aus der dieser Blog entstanden ist - Trauer -, sind Zeichen von Schwäche und werden eben deshalb gerne mal verdrängt. Denn wer gibt schon gerne eine Schwäche zu? Vor anderen. Tust du das gerne? Würdest du inmitten einer Gruppe Menschen, egal ob Fremde oder Bekannte, noch eher Fremde, anfangen können zu weinen ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie du denn nun wohl für die anderen aussiehst?
Oder vor dir. Gestehst du dir gerne Schwächen ein? Reflektierst du dich selbst, kannst du das überhaupt? Kann das überhaupt jemand überhaupt? Versucht es überhaupt jemand überhaupt ernsthaft? Ich behaupte zumindest von mir, es zu tun und es auch - manchmal - zu beherrschen. Aber wer nimmt sich in seinen ruhigsten oder dunkelsten Stunden schon gerne Zeit dafür, ehrlich zu sich selbst zu sein und Schwächen gegen Stärken abzuwägen? Nur wenige, würde ich mal behaupten. Womit wir wieder beim Anfangspunkt wären - dem Verdrängen unliebsamer Gefühle und Gedanken. Gedanken wie, hey für 2014 hattest du dir vorgenommen, mehr zu bloggen. Das ist jetzt zwar nichts schlimmes, aber ich seh mir dann meine Posts an - na super. So wenige wie noch nie. Und was ich fühle, ist bittere Enttäuschung.
Ich will das nicht dramatisieren. Aber kennt ihr das Gefühl, wenn jemand von euch enttäuscht ist? Das Gefühl, wenn ihr jemanden, den ihr mögt, wirklich enttäuscht habt? Und wisst ihr, wie scheiße es ist, von sich selbst enttäuscht zu sein? Mit Sicherheit. Wenn ihr das nicht kennt, euch noch nie selbst enttäuscht habt - und im Idealfall auch keinen anderen - dann habt ihr meinen größten Respekt. Und dann, ganz ehrlich, bin ich auch nicht mehr über Neid erhaben. Denn das Gefühl der Enttäuschung ist meiner Meinung nach das Bitterste seiner Art.
Ich bin im Moment ein wenig betrübt, nein, ich bin meistens ein wenig betrübt. Nicht weil ich nicht genug gebloggt habe und nicht weil es mir an etwas fehlen würde. Sondern ich denke, ich befürchte, dass mal wieder die Vergangenheit zuschlägt. Jetzt zum Jahreswechsel wird allen Menschen bewusst, dass sie etwas zurücklassen - eine Zahl. Und dann kommt man mehr denn je ins Grübeln über vieles, oder gar alles und jeden den oder das man zumindest in diesem vergangenen Kapitel verloren hat. Bei mir wären das viele, teils sehr gute Freunde, bei denen es mich sehr traurig stimmt. Ich hatte sie gewonnen, einen guten Kontakt, eine Vertrauensbasis aufgebaut, und jetzt sind sie weg. Einige haben mich einfach sitzen lassen und ich weiß nicht mal wieso. Auch meine ehemalig gute Freundin Amélie musste ich dieses Jahr für immer hinter mir lassen. Der Brief, den ich ihr geschrieben habe, kam zwar an, hat jedoch nichts geändert. Eine Woche später ungefähr bekam ich in facebook eine Nachricht von ihr, dass ich sie bitte auf ewig in Ruhe lassen solle. Jedoch ist das in Ordnung, denn sie hat sich so viel Mühe gemacht, es ist eine wunderschöne, lange Nachricht voller schöner - und leider auch schlimmer - Erinnerungen. Es ist einfach ein Abschied, wie er unserer Freundschaft würdig ist. Auch wenn ich mir im Nachhinein wünsche, dass es diesen Abschied nicht geben müsste. Vieles habe ich mir selbst auf die Kappe zu schreiben, und vieles auch nicht. Mir ist mit der Nachricht klar geworden, dass sie nicht keinen Kontakt mehr will, um mich zu verletzen, sondern um sich davor zu schützen, wieder von mir verletzt zu werden. Denn das ist leider die klarste Erinnerung, die mir bleibt, wenn ich an unsere wunderbare Freundschaft zurück denke. Dass ich mir etwas, jemanden; jemanden den ich so sehr, so sehr geliebt habe (ich habe dieses Mädchen mit jeder Faser, jeder Sehne meines Körpers geliebt - wie eine Schwester, eine beste Freundin, eine Seelenverwandte) praktisch selbst genommen habe. Dies wird mich noch lange Zeit verfolgen, und das ist einer der Gründe weswegen ich schwermütig bin. Schuldzuweisung. Sich selbst die Schuld an etwas geben. Es ist etwas anderes, sich seiner Schuld in einer Sache bewusst zu sein, und sich die Schuld an einer Sache gezielt zu geben. Denn auch, wenn ich genau weiß, an welchem Teil des Scheiterns unserer Freundschaft ich und an welchem sie Schuld war, so ist da doch diese eine, kleine Stimme in meinem Kopf, die sich von Zeit zu Zeit zu einem riesen Ungetüm aufbäumt, und mir ganze Nächte nimmt. Schuldzuweisungen, die auf nicht existierenden, sinnlosen Gründen basieren, absolute Übertreibungen, einfach um mich (ohne es zu wollen!) dafür zu bestrafen, dass ich sie verletzt habe. Das kann und das werde ich mir nicht vergeben.
Eine weitere Person, die ich dieses Jahr verloren habe, war meine Ex-Freundin. Gut, ich habe mich selbst dazu entschieden und ich bereue dies nicht, jedoch habe ich während der Beziehung mehr denn je zuvor erfahren, was es heißt, sich Schuld zuzuschieben, sie regelrecht über Umleitungen und versteckte Tunnel zu sich umzuleiten, einfach damit man einen Schuldigen hat und Konflikte lösen kann. Ich will darauf nicht näher eingehen, jedoch hat auch dies bei mir Spuren und Risse hinterlassen, die meine temporären Schuldzuweisungen bezüglich Amélie auf ein ganz neues Level setzen.
Mein FSJ hat ebenfalls geendet. Viele Menschen habe ich dadurch zumindest aus den Augen verloren, wenn auch die meisten nicht ganz. Aus dem Sinn ist keiner von ihnen, da sie alle über das Jahr ein Teil meines Lebens wurden. Einige wurden auch ein Teil meines Herzens, und viele davon werde ich heute wiedersehen. Wahrscheinlich in dieser Konstellation zum letzten Mal überhaupt.
Abschiede sind etwas schwieriges, finde ich. Jedoch lässt sich die Schwere dadurch herabsetzen, dass man sich schon vorher bewusst macht, dass es einen Abschied geben muss und wird. In vielen Fällen wollen wir das nicht wahr haben, aber am Ende bleibt nur der Abschied. An jedem Ende steht ein Abschied, und wenn es der eigene ist. Ebenfalls mindern kann man den Kummer dadurch, dass man sich der schönen Zeiten erinnert. Wenn dies denn möglich ist. Denn, wenn jeder Versuch eines schönen Gedankens den bitteren, bleiernen Beigeschmack von Enttäuschung, Schuld und Verletzung trägt, dann findet man auch leider in Erinnerungen keinen Frieden.

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