Und wieder einmal wurde ein abscheuliches Verbrechen begangen. Auch wenn ich mich normalerweise bei solchen in der Öffentlichkeit heiß diskutierten Themen raushalte, will ich nun doch mal meine Meinung dazu kundtun. Fall Charlie Hebdo, in den Räumen dieser französischen Satire-Zeitschrift wurden 12 Menschen bei einer Schießerei getötet. 11 weitere wurden verletzt, 4 schwer. Die schwer verletzten sind nun außer Lebensgefahr. Immerhin. Die Zeitschrift war wohl des öfteren in die Kritik geraten, weil sie Mohammed- und Islam-Karikaturen veröffentlichten.
Und nun sind 12 Menschen deswegen tot. Wegen Karikaturen; wegen freier Meinungsäußerung, die, das gebe ich zu, zwar in einem streitbar geschmackvollen Rahmen stattfand, jedoch bleibt es dabei, dass es sich lediglich um freie Meinungsäußerung handelte - ein Gut, welches JEDEM von uns zusteht. Dass die Anschläge von radikalen Islamisten verübt wurden, muss man ja dann wohl nicht mehr dazu sagen. Der Vollständigkeit halber wollt ichs doch nicht unerwähnt lassen.
Also
Es ist eine ziemliche Gratwanderung, finde ich. Alleine die Formulierung, meine Formulierung, sie seien wegen der Karikaturen getötet worden, klingt irgendwie unschön. Auf der einen Seite denke ich mir ja klar, hätten sie diese Karikaturen für sich behalten oder am besten niemals gezeichnet und ihre Zeitschrift anderen Themen gewidmet - dem Christentum zum Beispiel, obwohl ich mich nicht darüber informiert habe, ob da von Zeit zu Zeit auch christliche Karikaturen zu finden waren, sag ich ganz ehrlich. Und jetzt, nur um es direkt abzustellen, ich will auch nicht behaupten, dass der Islam eine Religion der Gewalt sei - und das Christentum nicht. Der Koran, und darüber muss man nicht diskutieren, kann an einigen Stellen sehr wohl so gelesen werden, dass er zu direkter und absoluter Gewalt gegenüber allen Ungläubigen aufruft. So wie die Herren des IS sich das nun auslegen und als Vorwand nehmen, um fröhlich alles und jeden in ihrem Weg zu ermorden. Jedoch steht die Bibel dem Koran in diesem Punkt stellenweise um nichts nach ("So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben." (4. Mose 31,17-18)). Somit möchte ich mich direkt mal gegen den Vorwurf erheben, ich würde den Koran herabwürdigen. Jedoch behaupte ich einfach mal, dass sich Christen nicht aufgrund einiger Karikaturen oder biblischer Grausamkeiten formieren, organisieren und wild morden - zumindest nicht in diesem Ausmaß, wie es radikale Islamisten tun. Dabei steht die Betonung, ebenfalls sehr wichtig, auf dem Wort radikal. Ein Islamist an sich ist nichts böses, ein Islamist ist lediglich ein dem Islam... unterwiesener. Ein Islamist ist nicht mehr und nicht weniger als ein Christ, ein Buddhist oder ein Taoist, er hat eben nur eine andere Religion. Das darf man nicht verwechseln oder mit radikalisierten Islamisten gleichsetzen, jedoch merke ich - bzw habe das starke Gefühl - dass dies mittlerweile immer häufiger vorkommt, sozusagen zur Gewohnheit wird. Man hört Islamist, oder noch schlimmer, Moslem, und denkt an langbärtige Bombenleger, deren Frau zuhause in einer Burka (ich entschuldige mich falls dies nicht die richtige oder eine inakzeptable Schreibweise war) angekettet am Herd steht. Und das darf nicht sein. Ein falsches Bild wird uns mittlerweile immer häufiger, wenn auch subtil, eingeprägt; und wenn das so weiter geht, stehen die Moslems irgendwann genauso beschissen da wie die Juden damals. Dann werden die Moslems nicht mehr als die bösen Ausländer mit anderer, zwangsläufig gewalttätiger Religion sein, und irgendwelche geistig behinderten Vollspacken werden anfangen, Muslime auf der Straße zu erdrosseln. Ein perfekter Kreis.
Jedoch klingt die Formulierung, die Reporter seien wegen der Karikaturen getötet worden, auf der anderen Seite wie eine Schuldzuweisung. "Hätten sie diese Karikaturen nicht veröffentlicht, wären sie noch am leben! Idioten!", höre ich schon jemanden schreien. Jetzt nicht unbedingt am Stammtisch, aber ich höre jemanden. Auf der Heimfahrt habe ich mir darüber viele Gedanken gemacht, habe auch im Radio ein Gespräch zwischen einem Muslim und dem Moderator angehört. Und deswegen mag mir die Formulierung nicht so recht schmecken. Obwohl sie ja auf einer Seite natürlich zutrifft. Hätten sie die Karikaturen nicht veröffentlicht, wären sie wohl noch am leben. Trotzdem ist es doch wohl nicht ihr Fehler, dass radikale, bzw zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vielleicht einfach streng Gläubige, sich davon dermaßen provoziert fühlen, dass sie eine solche Tat begehen (oder sich eben radikalisieren, vielleicht auch in den Dschihad ziehen, das ließe sich endlos ausweiten). Denn hier sind wir wieder am Anfang - bei der freien Meinungsäußerung. Natürlich eckt jeder der ne Meinung hat und die auch noch frei äußert, irgendwo an, natürlich passt jede Meinung irgendjemandem nicht und pisst, gerade wenn man diese an die Öffentlichkeit trägt oder sie in dieser diskutiert, wahrscheinlich auch noch sehr viele Menschen an. Oder mehr als an. Aber verdammte Scheiße nochmal, es kann, es darf doch nicht sein, dass man sich dann auf einmal in der Position eines ja noch nicht mal direkt Betroffenen - es wurde ja nicht über Moslem X und Moslem Y gelästert, es war einfach eine Karikatur über deren Propheten - zu so einer Grausamkeit hinreißen lässt. Es kann doch nicht sein, dass so etwas immer noch vorkommt, das hat doch nichts mit Gottes- oder Prophetenverehrung zu tun. Auch diese ganzen IS-Psychos, die im Namen Allahs, im Namen des in ihren Augen Schöpfers aller Menschen, Menschen umbringen, nur weil sie anders denken als sie... das muss mir mal jemand erklären wie eine so perverse Ansicht es überhaupt in die Köpfe von denen schafft. Für den Schöpfer der Menschen Menschen zu töten. What in the fucking world?! Mir kann auch keiner damit argumentieren dass es ja Gotteslästerung wäre, auch wenn es das in manchen Fällen natürlich ist. Scheiß doch auf die Gotteslästerung! Wenn ich mich mit einem God is a gay woman Shirt in eine katholische Kirche stelle, dann werde ich auch nicht von allen Seiten mit Kruzifixen abgeworfen. Bzw wette ich, es würde Monate, Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte dauern, bis ich dann mal auf einen Christen stoße, der dermaßen radikalisiert ist, dass er mir glatt ein Loch in die Stirn schießt. Das glaube ich nicht.
Ich will hier jetzt auch nicht "meine Religion ist besser als eure" spielen, denn ganz ehrlich, Religion ist auf der einen Seite was furchtbar schönes, wenn sie z. B. kranken oder armen oder auch vollkommen "normalen" Menschen einen Halt und Trost und Frieden und was weiß ich alles gibt; wenn es dann jedoch daran geht, wer den "besseren" Gott hat, ich sage auch immer gerne den besseren imaginären Freund, es dann wieder ans große Schlachten geht - dann ist Religion was grausames, unendlich dummes. Und sämtliche Gewalt die im Zusammenhang mit so etwas altehrwürdigem steht, natürlich zusätzlich zu sämtlicher anderer Gewalt, sollte komplett, komplett wegfallen. Denn wenn da ein paar Vollidioten kommen, auf ihrer Religionsfreiheit beharrren, die sie sich auslegen können wie sie wollen (bzw das Buch), und dabei das Recht der Meinungsfreiheit mit Füßen treten, als sei es weniger wert - dann ziehen wieder ein paar Arschlöcher einen Riesenhaufen Menschen, und in diesem Fall deren Glauben in den Dreck. So wie es damals die Nazis mit Deutschland getan haben.
Hier findet ihr noch ein paar Cartoons in Gedenken an Charlie Hebdo.
Hier findet ihr einen "Ticker", ist zwar eine Seite, die ich nicht mag, aber hey.
R.I.P. Team Charlie Hebdo
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