Ich sagte spätestens. Spätestens am Montag.
Ein Thema, mit dem ich mich schon lange beschäftige, also seit einigen Wochen mal wieder intensiv, ist die Frage, ob man sich überhaupt selbst irgendwie be- oder verurteilen, einschätzen oder kennen kann geschweige denn sollte. Ich finde, je länger man drüber nachdenkt, desto schwieriger ist das zu beantworten. Hinzu kommt, ob man sich wünschen sollte oder es tunlichst vermeiden sollte, dass andere Menschen einen so sehen / einschätzen, und be- oder verurteilen wie man selbst es mit sich selbst tut.
Über so etwas mache ich mir beim Kopieren Gedanken. Und genau das ist auch einer der Gründe, warum ich es so schwierig zu beantworten finde. Nur man selbst weiß bzw. glaubt zu wissen, was im eigenen Kopf los ist, niemand sonst, egal wie gut er oder sie dich kennt oder zu kennen glaubt, wird jemals so genau wie du wissen, was in deinem eigenen Schädel rumgeistert.
Und ganz ehrlich, wenn ich mir manchmal beim Denken so zuhöre, ist das auch besser so.
Aber erstmal ernsthaft zur Sache: wenn man jetzt beispielsweise gelobt wird vom Arbeitgeber, weil man jede Arbeit ohne zu Murren erledigt oder so, kann es ja schon mal vorkommen dass man ein schlechtes Gewissen hat, weil man genau weiß, dass man diese Arbeit beim Ausführen selbiger innerlich mit der Judenverfolgung oder dem Black Power Movement verglichen hat. Oder wenn sich die alte Dame für die Höflichkeit bedankt, dass du ihr immer wenn sie dich fragt beim Einkaufstüten hochtragen hilfst, obwohl du ihr innerlich schon seit dem 12. Mal im Monat immer einen schrecklichen Unfalltod oder Läuse wünschst, weil es sich beim Inhalt der Einkaufstüte nur um ein verdammtes Paket Ohrenstäbchen handelt aber man zu einer alten Frau nicht nein sagen kann.
Oder wenn man dem Busfahrer Sackratten wünscht, weil er so ein Spasti ist, und am liebsten auf sein Gesicht scheißen möchte, damit jeder sieht, was abgeht. Okay, also da hab ich eigentlich nie ein schlechtes Gewissen.
Genau wegen solchen Sachen finde ich's schwierig, wenn man sich dann auf einmal ehrlich selbst beurteilen soll. Zumindest bei mir, das will glaub ich keiner wirklich hören. Ich müsste dann nämlich anfangen zu erzählen, dass ich mir manchmal Gedanken drüber mache, ob es ekliger ist beim scheißen zu masturbieren oder beim masturbieren zu scheißen. Und ja, das ist ein Unterschied. Und nein, das ist für mein Leben oder meinen Alltag nicht von Belang, nur solche Fragen drängen sich mir - leider - in Scharen auf. Genauso wie ich gestern verschiedene Sachen von A nach B transportieren musste. Eine dieser Sachen war ein künstlicher Tannenzweig, mein erster Gedanke als ich das Ding sah war jedoch "oah geil, ein avantgardistischer Regenschirm!". Und ich meine, mal ernsthaft, wer zum Teufel stellt dich mit sowas bitte noch ein? Anderes Beispiel, heute hab ich Sachen geschreddert. Also wirklich, haufenweise altes Papier. Und die einzige Bezeichnung, die sich in meinem Kopf für diese unfassbar intellektverödende Tätigkeit auftat, war Papierholocaust. Und spätestens sowas ist dann der Punkt, an dem ich anfange, von einer Analyse meiner geistigen Aktivitäten Abstand zu nehmen, einfach weil - nein. Bevor ich noch etwas entdecke, was mir missfällt, lass ich mich lieber von anderen Menschen einschätzen, be- und verurteilen und Ähnliches.
Dazu kommt, dass man sich oft selbst was vormacht, ob man sich darüber im Klaren ist oder nicht. Beziehungsweise, ob man es sich eingestehen will oder nicht. Auch wenn auch das wieder zwei verschiedene Dinge sind.
Daher frag ich mich, sollte man sich überhaupt selbst einschätzen oder beurteilen?
Auf der einen Seite schon, denn in nem Vorstellungsgespräch beispielsweise kannst du ja nicht einfach aufstehen und gehen wenn es heißt, geben sie mal ne Selbsteinschätzung ab. Das kommt scheiße, da bekommt man den Job dann eher nicht. Ich mein, man muss ja nicht alles raushauen. Du kannst ja auch schlecht, wenn deine Mutter dich fragt wie der Tag war sagen "boah ja, so richtig beschissen, da war so ein fettes Mannsweib neben mir im Bus, die mich mit ihren Hängetüten fast aus'm Sitz geekelt hat".
Das sind so Dinger, die bleiben halt unausgesprochen. Also meine Erkenntnis nach diesem Wirrwarr lautet: ja, man kann/sollte und darf sich selbst einschätzen und dies auch äußern, nur abgesehen von Orten wie diesem Blog hier wird das wohl kaum jemals zu 100% bewusst ehrlich sein.
suicidalhorizon
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