R E C E N T

Kirschblütenfrost

Viel zu lange, und doch erst einen Moment, ist sie bereits auf dieser Suche. Auf dieser Suche nach einem nicht ganz greifbaren Etwas, das si...

11/05/2017

Kalter Rauch (Die Tänzerin II)

Sie dreht sich um sie, die Welt.
Wieder einmal, und immer noch.
Schon vor Stunden hat sie die Kontrolle über den Kreisel verloren, der ihre Welt darstellt.
Sie sitzt am Küchentisch und lauscht seinem Summen.
Der Kontrollverlust ist schnell erklärt.
Raue Mengen Alkohol und selbst verschriebenes, quasi pharmazeutisches Marihuana.
Der Geruch liegt noch in der Luft, wie ein schweres, bitteres Parfum, das von Verlorenheit, Einsamkeit und Niederlage zeugt.
Ein Duft, den man nur zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten und anderen Trauertagen auflegt.
Ein Duft, den sie beinahe täglich trägt.
Sie sitzt am Küchentisch, ihr gegenüber der Duft.
Sie schauen sich in die Augen, nicken sich zu.
Kommunizieren miteinander, nichtssagend.
Man kann nicht nicht kommunizieren, denkt sie sich. Der Duft nickt. Der Kreisel summt.
Sie schüttelt den Kopf. Schwachsinn, murmelt sie. Wieder nickt der Duft zustimmend.
Der Kreisel, ihr Kreisel, hört nicht zu.
Er summt durch den Raum, über die blassblaue Plastiktischdecke, an den Wänden entlang, und denkt sich seinen Teil.
Oder auch nicht.
Die blassblaue Plastiktischdecke, sie weist Spuren auf.
Flecken, rot wie Blut, wie Wein.
Sie hasst Wein.
Sie sitzt am Tisch, vor der blassblauen Plastiktischdecke mit den Weinblutflecken, dem Cannabisduft gegenüber, und hasst Wein.
Der Kreisel ist im Nebenzimmer, summt dort leise, und kichert.
In ihrem Kopf spielt ein Lied, sie hört jedoch nicht hin.
Es ist nicht ihr Lied; nicht das Lied, zu dem sie tanzt. Abend für Abend.
Nicht das Lied, zu dem sie sich dreht; nicht das Lied, zu dem das Kleid weht.
Das Kleid in der Ecke, neben dem Küchenschrank.
Ein blutroter Fetzen Elend, bei seinem Anblick überkommt sie Hass.
Nicht auf das Kleid, nicht auf den Tanz.
Sie liebt den Tanz, und sie liebt die Musik.
Doch sie verabscheut ihr Leben.
Mehr noch als den Wein.
Da sitzt sie, noch immer, seit Stunden.
Ihre Welt dreht sich um sie, mal hier, mal im Nebenzimmer.
Ziemlich sicher sowohl hier als auch dort.
Die blassblaue Plastiktischdecke schaut sie vorwurfsvoll an, erfragt harsch den Grund des sinnlosen Gemetzels.
Beruhigend redet der Duft auf sie ein, Tischdecke schweig, sie wollte es nicht.
Lass sie, Tischdecke. Ihres ist es nicht, zu säubern und zu korrigieren. Ihres ist es, zu tanzen.
Denn sie ist die Tänzerin.
Denn du bist die Tänzerin, Mädchen.
Ein kalter Luftzug dringt durch das Fenster hinein, schmiegt sich unter die Tischdecke.
Schmiegt sich an ihre nackten Arme, ihre Schultern, ihr Genick.
Streichelt, liebkost ihren Rücken, die herausstehenden Wirbel unter dem Top.
Eine Zigarette zwischen ihren fragilen Fingern, bestimmt schon die Fünfzehnte heute.
Doch sie raucht sie nicht, sie starrt sie bloß an.
Beobachtet, wie das Feuer den Tabak verzehrt.
Fühlt, wie die Entropie ihre Finger wärmt.
Ihr Blick fällt erneut auf das Kleid.
Denn du bist die Tänzerin.
Denn ich bin die Tänzerin.
Doch ich bin auch die Entropie.
Ich bin der Kreisel, der sich um mich herum dreht.
Die blassblaue Plastiktischdecke, das Opfer meines nächtlichen Gemetzels.
Ich bin die Wunden meiner Seele, ich bin meine Narben.
Ich bin der Alkohol in meinem Blut.
Ich bin das Trauertagsparfum, das ich kaum ablegen kann, ohne zu kollabieren.
Ich bin kalter Rauch, verschmierte Wimperntusche, malerische Tristesse.

10/17/2017

Ophelia

Vergessen willst du, und vergeben.
Tränen zieren dein Gesicht.
Von vorn anfangen, weiterleben.
Doch all dieses werd ich nicht.
Gestern noch zu dieser Stunde
Mochtest du mich nie mehr sehn.
So kam es aus deinem Munde
Und ich sollte es verstehn.
Vor Wut da bebte dir die Stimme,
Die Hände ganz wie Espenlaub.
Doch das für mich wahrlich schlimme:
Auf unser'm Ohre warst du taub.

Heute sagen deine Launen
Dir, dass du mich doch noch brauchst.
Doch stellst du fest mit viel Erstaunen
Wie dumm du in die Röhre schaust.
Vierzehn Mal hab ich geblutet
Geweint, gehasst, erhört dein Flehen.
Dies aber hast du nicht vermutet:
"Ich will dich nie mehr wiedersehen."
Das meine ich, wie ich es sage.
Nie wieder, keinesfalls, doch du
Stehst weinend da am nächsten Tage.
Und ich lasse die Türe zu.

9/28/2017

Lyrischer Suizidmonolog II

Wir rauchen zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide
Jeden Tag, wenn wir gemeinsam aufstehen
und uns fragen
Was diese Scheiße eigentlich soll.
Da stehen wir, am Fenster, rauchend
Zu zweit, gespalten, allein
Und mittendrin: Borderline.
Lösch das Licht. Ich komm nicht mehr heim.

Wir laufen zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide
Jeden Tag, wenn wir gemeinsam losziehen
und uns fragen
Wieso wir das eigentlich tun, denn
Wir könnten am Fenster stehen, rauchend
Zu zweit, zu dritt, gespalten, allein
Und mittendrin: Borderline.
Lösch das Licht. Ich komm nicht mehr heim.

Wir weinen zusammen
Ich und du, Müllers Kuh - scheiße.
Ich und du, du und ich, wir beide eben
Wie immer. Jedes Mal, wenn wir gemeinsam zusammenbrechen
und uns fragen
Wieso wir eigentlich noch am leben sind, denn.
und uns sagen
Dass wir's eigentlich einfach lassen könnten, denn
Wir könnten am Fenster stehen, rauchend, betäubt
Zu zweit, dritter Stock, neuneinhalb Meter, reicht locker, gespalten, allein
Mit Borderline.
Lösch das Licht. Ich komm nicht mehr heim.

Wir schreien zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide
Wir tanzen zusammen
auf dem Vulkan - Dynamit und Napalm, tagein, tagaus.
Alle meine Entchen. Sind schon lange tot.
Künstliches Delirium. Lächeln oder P-Station, du hast die Wahl, entscheide mich.
Denn ich
Will nicht. Werd nicht. Kann nicht.

Wir rauchen zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide mal wieder
Jeden Tag, wenn wir beide mal wieder gemeinsam aufstehen
und uns beide mal wieder fragen
Was diese Scheiße eigentlich soll.
Da stehen wir mal wieder, ein scheißperfekter Kreis
Zu dritt und, mal wieder, gespalten, allein
Lass ruhig das Licht an. Doch bleib nicht wach.
Ich komme heim. Mit Borderline.

Die Tänzerin (I)

Sie dreht sich um sich
Stundenlang, jeden Tag.
Mit einem Lächeln auf den Lippen
Und dieser Sommersprosse
da, auf der Wange.
Sie lacht und ist glücklich, manchmal.
Sie hat Schmerzen und es weht, das Kleid.
Das Kostüm.

Sie dreht sich um sie, um
Ihre Welt, betrachtet sie von allen Seiten,
lacht ihr von hinten ins Gesicht.
Von links, von rechts, von vorn jedoch.
Schminke braucht sie und.
Tränen trägt sie nicht,
den Gesetzen der Physik sei Dank.

Sie dreht sich um sie,
Ihre Welt. Immer gleichförmig, gleichmütig,
desinteressiert. Einerlei, was dir passiert.
Lächelnde Sommersprossen tanzen in ihrem Gesicht
Und über den ganzen Rest
reden wir nicht.

Denn du bist die Tänzerin, Mädchen.
Nun tanz.
Unterhalte die Massen.
Denn du bist die Tänzerin, Mädchen.
Husch, husch.
Wag's nicht, es zu unterlassen.

9/13/2017

Asaris I: The Cavern

Slowly, haltingly... I set foot on the first step. Albeit ordinary stone stairs are underneath my feet, I feel my mind starting to flicker, beginning to tremble. Inside my head, a twitch comes up, scratching at the covering of my brain for the fraction of a second. Carefully, shyly... I blink and then gaze into the abyss below. A darkness of mesmerising presence unfolds just two fathoms beneath my knees, with words merely adequate to describe the imperviability emanated at the hands of it. The stairs I can still perceive, the stairs that are leading down into this obscurity, are arranged in a perfect orbit. Though I suddenly wish to postpone the moment of my departure, I know that the journey is afoot. There is no turning back from here. And there never will be one.
My second foot follows, I am beginning my caudal way. As I reach the tenth stair, the darkness consumes everything around me. However, I now hold a burning torch. Neither do I smell the scent of petrol or another combustible, nor do I sense the wooden handle in my clutch or remember the fact of taking a torch with me. Nevertheless, my feet continue to lead me down into limbo.
It almost feels as if the darkness was seething around me. While I am contemplating my body gradually walking down the stairs, I am unable to control my limbs. My left hand still clasps the torch's handle, as if it would convey an impression of security. My legs are still moving onward, sluggishly. Seemingly unwilling. Subliminal, a part of me is starting to perceive a noise.
A time lapse of wondrous insignificance passes as I am converging to the bottom. The dark abyss engulfs. As above, so below. Ever and anon, a stair crumbles beneath my feet. Fragments come adrift and abscond in split seconds. The air is enriched with the stench of oblivion. The process of breathing becomes more and more desperate as the circular staircase still proves to be endless and infinite.


I sense a difference. I stay put. The next step is wooden... rotten. A victim of vermin and time. The bottomless pit still fills me with fear, doubt, nostalgia. All the same... I also feel close to home.
A craze in the wall comes to my attention. Merely visible, it is glowing as bright as a thousand suns to my ee. As I tend to touch it with my right hand, it immediately falls into ruin and uncovers the fogged, gloomy entrance of a cavern.
With no possibility to continue my decurrent march, I carefully enter the cavern. At this moment,
my torch dies.
This place is home to the noise my subconsciousness has perceived an insignificant time lapse ago. This place is home to the feelings of being lost, found and well-tended. This place is home to...


...rain. This place is home to rain. A delicate drizzle; millions of exiguous drops at the expanse of a regular, normal one. As I sense their existing, I look up.
Naught.
What have I been expecting?
Again, the darkness is too unforgiving, narrow-textured and opaque. I feel enveloped. Enveloped in a veil of darkness. My torch is dead and I relinquish it. I neither feel nor hear it hitting the floor. Instead, the noise comes to the fore. Clocks. Hundreds of thousands of tiny clocks are ticking clockwise, ticking counterclockwise in the walls. Consonant, dissonant.
Consonant...
Dissonant...
Consonant... dissonant...

A distant drone of constantly varying intensity fulfils the cavern, floats in between the clocks, the cracks in the walls. Small, atomic quantities of dust escape. The walls... they are not natural. I sense a turmoil inside the fabric, aside from the clocks. My hand shall be my ee, I palpate the cave wall... an erratic, unknown, yet familiar structure among my fingers makes me cringe. The cave's walls are made of nothing but human skulls. Though I am standing in horror, I bathe in the perception of pressing my ear against the wall, becoming one with the dead and the clocks. And hence, I do.
The walls silently whisper to me, in a language yet unknown. Beyond the dead, beyond the clocks... I can hear the distant rushing of water, the rushing of a small, hesitant creek. In the cavern, suddenly, slowly falling drops of water resound.

Which being could create, inhabit a cavern like this, I wonder. While I am still lost in thought, I start to wander around again. My hand is my ee, palpating the cave wall. Fathom by fathom, I move forward. I sense a presence.
Beckoning, in front of me.

Endlessly, I palpate. Infinitely, I wander. Continuously, the clocks tick.
Consonant... dissonant... consonant... dissonant...
I stay put. The King is here. I can feel it. Fifteen fathoms away, engulfed by darkness like everything else, he sits upon his throne. A throne of nerves, decay, and wood. A throne of nerves, decay, and wood, with a recess holding his scythe. A scythe with millions of runes, faces and lives engraved on its black blade. A blade mirroring the mere terror that is the creature's face. The face I cannot discern, the face I cannot see through the darkness. The face I have seen before, seen for split seconds. The face apparently shaped by death itself in one of its darkest, sanguinariest hours. Teeth like skyscrapers. Eyes as red, as rogue as cankerous blood.
Consonant... dissonant... consonant... dissonant...
Its hands are claws, each possessing the size of a hamlet. Its feet are swathed in cerecloth and leather, buckles of silver and massive cords of hemp fixating the shape.
In front of me - the Ocean Drinker. The Hellkeeper. The Mist King.

Vigilant, desolate.

9/10/2017

Still Breathing Red

Day by day, I live with regret
And with every single breath, I feel the cancer spread.
Pushing it deeper and deeper into my lungs,
Can feel it laughing, dancing, killing on the tip of my tongue.
So tell me - why do the good die young, and why am I still here?
Please give me a reason because I can't seem to see the way this catastrophe is playing its game with me.

While the good ones are gone, (and) my inspiration's dead
I am still here, still fucking it all up, and still breathing red
Although I've lost my will, although I've lost my way
This scars will shape me anew, cleanse me of all my dismay.

I am inhaling the cancer, and with it all of my inherited guilt.

If it wouldn't be for you, I would have drowned in the lake of terror long ago
A sea of dead - a sinking cockleshell
a flooded mind - a brief glimpse of hell.
Mother of Dreams, again it is I daring to speak
Will I nevermore surpass, will I nevermore see
Your graceful countenance, your realm of dreams?
Feels like I am passing away at the sound of their screams...

Their screams, their symphonies
Melodies beyond all hope for redemption and remedy
While I descend into the shallows, I exhale one last time...
...and they are all mine.
While the souls are singing, the Choir's circular canon is changing to screaming
And while the good ones are gone, my inspiration's dead
I'm fulfilled, wide awake, still here, breathing red.
My inside is changing and swinging, constantly degenerating into a malignancy
The worlds within me are caving me, caving in and craving for the ghost of her.

She never, she never opened her eyes again.
She never witnessed the decay of her beloved man.
She never, she never opened her eyes again.
She never had to see him igniting his skin in vain.
She never witnessed how the cancer spread, she never witnessed him breathing fucking red.

With every breath, I feel the cancer spread
Pushing it deeper and deeper into my lungs,
Can feel it laughing, dancing, killing on the tip of my tongue.
So tell me - why do the good die young, and why am I still here?
Please give me a reason because I can't seem to see the way this catastrophe is playing its game with me.

8/29/2017

Die Schauspielerin

Fünf Tage die Woche spielt sie die Rolle.
Von Dienstag bis Samstag, täglich sechs bis acht Stunden.
Rein in die Maske, geschlüpft wird ins Kleid
Gleich drauf ist sie für die Bühne bereit.
Das Publikum wartet und verfolgt dann gespannt, wie sie singt, wie sie tanzt vor der blutroten Wand.
Pirouette nach links, zwei Schritt vor, zwei zurück
Bald ist es wieder zu Ende, das Stück.
Im Anschluss dann legt sie die Maske ab
und sich selbst in eine Wanne
voll mit Schmerz und Einsamkeit.

Sie weint, weil sie weiß, dass niemand sie sieht
Und selbst wenn, sie ohnehin niemand sähe, gar erkennen würde.
Das tanzende Ding mit dem himmlischen Lächeln,
der schmalen Taille und den schönen Beinen. Das säß' doch nicht da.
Weinend, mit Wein.
Wozu denn auch? Die wird glücklich sein.

Acht Tage die Woche spielt sie die Rolle.
Von Montag bis Montag, täglich dreimal acht Stunden.
Hinter der Maske, den Lidstrich gezogen werden
alle, vor allem sie selbst, angelogen.
Denn das Publikum starrt und es möchte sie sehen
Und zwar funktionieren, nicht in sich selbst untergehen.
"Zieh nicht an den Fäden, ruinier nicht das Stück. Spiel mit
und die Menge wird sein ganz entzückt."
Doch manchmal fällt sie, in der Wanne, mit Wein
Aus ihrer Rolle, dem Leben, und weint.

8/28/2017

Das Gespenst um uns

Ich mag es, wie du da stehst
Einfach so, nichtssagend und stumm
Nichtssagend eben.
Tagein, tagaus, bei Wind und Wetter
Sieht man dich gleichgültig draußen durch die Kälte stehen.

Der Gleichmut steht dir gut, besser
als Stolz an Menschen wirkt. Besser
als Eitelkeit, Hochmut, Scheinheiligkeit.
Schön mögen diese Sachen ja sein, doch kurzfristig
- und wie wir wissen -
ist Kürze bei weitem nicht deine Stärke.

Beständigkeit, das strahlst du aus.
Bist standhaft, quasi mit Nerven aus Stein.
Dünnhäutig, verletzlich, zerbrechlich?
Ungünstig können sie sein, doch menschlich
- und wie wir wissen -
ist menschlich sein nicht so dein Ding.

Du bist
             stoische Ruhe, Verlässlichkeit.
             ein Schutzbefohlener, der niemals Befehle erhält
und erst recht keine ausführt, bekommt er doch welche
             stets zu Diensten, immer und überall.
Doch sehen sie dich nicht.
Ich sehe dich.
Sie sehen dich nicht.
Ich sehe dich.

8/13/2017

Klick klack

Klick klack, klick klack
Das Nichts ist da.
Klick klack, klick klack
Vorbei, das war's.
Schöne Augenblicke,
Ein grausamer Moment
Tausende Eindrücke
Ein Narr, wer's nicht erkennt.

Klick klack, klick klack
Komm, geh. Fort mit mir
Klick klack, klick klack
Friede sei mit dir.
Für immer, und nicht
Noch nicht, nie mehr
Klick klack, dreh dich um
Komm nicht wieder hierher.

Kehre nie wieder, fließ weiter bergab
Ertränke mich ruhig, leg mich ins Grab
Nichts reimt sich wirklich auf 'keine Wiederkehr'
Klick klack verschwinde, komm nie wieder her.

Dimension 4, das Ende ist hier
Auf dass es zum ewigen Nichts uns führ.
Klick klack und peng,
Metall, Rauch und Tod
Mein eigener Himmel
Im Blute tiefrot.

8/07/2017

Mystisch, überlegen (Ein Ende mit Fragezeichen)

Faszinierend, geradezu außerweltlich
Erschienst du mir hinter der Glasfront.
Eine Göttin mit Backwaren,
einem schweigsamen Lächeln und braunen Augen,
so blau.
Mystisch, wundersam, überlegen
Schlief nächtelang nicht in Gedanken an dich.
Ernüchternd, dann, die Realität:
Zu wenig, zu garnichts, und auch noch
zu spät.

7/27/2017

Nocturnal

Manchmal frage ich mich
Im Stillen und ganz heimlich
Warum ich eigentlich nicht schlaf,
Wie ich das denn immer schaff.
Tiefe Nacht, der Himmel schwarz,
Und Leute haben ihren Spaß:
Geh'n zur Disco, geh'n zum Club
Geh'n zur Kneipe, geh'n zum Pub
Saufen sich die Leber wund
Kriegen Zungen in den Mund
Kotzen sich die Seele raus
Zieh'n sich die Klamotten aus.
Nehmen sich wie Schmerztabletten
Die sie morgens gerne hätten
Wenn der, der zuviel gezecht
Unter dem Absinthe ächzt,
Behauptet, "sowas mach ich nimmer" -
Kennt man, ist gelogen, immer.

Sitze, liege, texte rum
Und find die Reime selber dumm.
Doch anstatt mich vollzusaufen
Lass ich die Gedanken laufen
Auf's Papier, die Tastatur
Ist ja ob des Spaßes nur.
Jetzt genug von dieser Scheiße
Sowahr ich David Fischer heiße.
Rommelbommel, der spazierte
Stolperte, fiel, und krepierte.
Fragt mich bitte nicht, warum
Ich find's - wie gesagt - selber dumm.

7/23/2017

Eine Ode

Ich mag deine Umarmung.
Ich mag deinen Geruch.
Deinen gleichmäßigen Atem,
Deinen abendlichen Besuch.
Ich hasse deine Gäste.
Ich hasse deinen Fluch.
Dein schlechter Ruf, er findet sich
In so manchem Kinderbuch.

Ich mag deine zarten Hände.
Ich mag deinen fahlen Kuss.
Deinen Mund an so mancher Stelle,
Das Kribbeln in der Brust.
Ich verehre deine Leere.
Dein Anblick ist für mich ein Muss.
Kann dich doch nicht entbehren,
Mach niemals mit mir Schluss.

Ich mag deine dunklen Augen.
Ich mag deine schmutzigen Tricks.
Die verführerische Niedertracht
Und den Zauber des Augenblicks.
Ich hasse deinen Partner
Denn du erfüllst mich mit Glück.
Er hingegen lässt mich und andere
Oft geschunden zurück.

7/22/2017

Eine Unterhaltung, Teil II

Ich sagte einmal
Lass uns fortgehen, einfach weg
Von dieser Welt, die uns verschlingt
Die Spirale aus Alkohol, Drogen
und jungen Mädchen, mein Leben
schien dich zu zerfressen, langsam.
Bitte geh alleine, meinte ich stumm
Ich möchte nicht geh'n, doch
Für dich würd' ich's tun
Lass uns wir sein - nur woanders
Du nicktest kaum merklich
Und dachtest vielleicht:

Sieh ihn dir an, er lügt schon wieder
Große Worte, doch leider nicht mehr
Möchte mir Illusionen machen
von Tagen zu schön, um wahr zu sein.
Dein Schwarz ist schwarz und bleibt es auch immer,
Doch ich bin weiß, bin Neuschnee
Du lächelst traurig, scheinst dich
an dir zu schneiden
Und ich bin mir sicher
Wir werden nicht gehen.

7/17/2017

Sew

Forgive me, forgive me, father forgive me for I have sinned
Believe me, believe me, mother I'm willing to do it again and again
You never understood at all how I could let this happen, how I could this tragedy of a life happen to the mess that I've become
This tragedy: my symphony, catastrophe within me
My misery: the unity of all the lives within me
I am split, fucking split, from the head to the feet, from body to soul, my Alpha's my Omega.
Order and Chaos, my duality, are existing in unity right here inside of me.
Forgive me, forgive me, father forgive me for I have sinned and will continue to do so every day until it ends.

Life has given us a promise, my dear
Seems like you haven't understood yet but to me it seems so clear: we're promised to death, each of us, since day one
So live your life without regrets, get on your feet and move on, move on
Sew the eyes of immorality shut, don't let it blink through the bandage, sew its eyes up. We're all together, alone in this dying, cruel world, surrounded by fallen statues, let us have our voices heard:

Life has given a promise to me, and the day that I finally close my eyes eternally, the other side will take my duties
The winner takes it all, so let us lose this game together while we're standing fucking tall.
Darling, please be my nothing because they say nothing lasts forever and remains the same
And if it's true I'd give up everything just to ensure, that there is nothing left to take me away from you.

Promised to death.
Take my last breath.
Promised to death.
Take, take me away from this place, fuck.

There is still something left for me to say, there is still someone to insult before I end my life today: you're all just bullshit maggots and you know who you are, don't want to leave things unsaid, unfinished, or even undone.
If you weren't so worthless to me I would break all your fucking necks, slit your throats with dull daggers and burn your corpses black, but since I...
Stopped caring about you all long ago, you're lucky and alive, I just wanted to let you all know:
There is nothing like forgiveness in my cold dead heart, before I forget what I stand for I'd rather rip myself apart.
Do not hope for forgiveness, do not beg for mercy, just don't fucking try to double-cross me.
Do not hope for forgiveness, do not beg for mercy, just don't fucking try to double-cross me.
Save this for next life and hang yourself
I give you a promise - you'll see me in hell.

Life has given a promise to me, and the day that I finally close my eyes eternally, the other side will take my duties
The winner takes it all, so let us lose this game together while we're standing fucking tall.
Darling, please be my nothing because they say nothing lasts forever and remains the same
And if it's true I'd give up everything just to ensure, that there is nothing left to take me away from you.

7/13/2017

Eine Unterhaltung, Teil I

Du sagtest einmal
Lass uns fortgehen, einfach weg
Von dieser Welt, die uns verschlingt
Raus aus diesem Strudel
aus Alkohol und Drogen
Und jungen Mädchen, zu jung
Gehen wir gemeinsam, hast du gesagt
Gehen wir an einen besseren Ort
Lass uns wir sein - nur woanders
Ich nickte, ganz laut
Und sagte mir stumm:
Niemals, sagte ich
Das wird niemals passieren
Es fasziniert dich zu sehr, all das Leid
Die Brüchigkeit, die Flüchtigkeit des Lachens
Der Launen, Momente und Menschen
Wir werden hier bleiben, sagte ich stumm
Wir werden verrotten und ich stetig bereu'n
Werden wir sein - und verlieren
Ich lächele ehrlich
Und ersticke daran.

7/09/2017

Tetrapaktristesse

Wäre das nicht praktisch.
Emotionen im Glas, oder besser, im Tetrapak:
Begeisterung, Spaß,
Freude, Neugier, Ekstase, Glück
Aufdrehen, schlucken, und kein Weg zurück.
Wieder verschließen? Nicht nötig, trink aus! Schon strömt aus den Menschen die Freude hinaus.
Hinaus in die Welt, in die Flüsse, das Meer!
Das Grundwasser voll Endorphine bald wär'!
Menschen und Bäume, Pflanzen und Vieh, lebten schnell nicht mehr in Disharmonie.
(Sondern in peacevoller unity!)

Oh nein, welch ein Unglück - Rückrufaktion!
Tristesse schlich sich ein, dazu Hass, Spott und Hohn.
Gewaltbereitschaft in den knickbaren Ohren
Selten so schnell die Kontrolle verloren.
Wieder verschließen? Wozu, verdammt?! Nein, wir ziehen brüllend und prügelnd durch's Land. Drücken der Menschen Gedärme heraus, schon sickert aus ihnen der Frohsinn hinaus!
Mit Blute versetzt in die Flüsse, die See!
Das Grundwasser schäumt ob der Rage, oh je!
Menschen und Bäume, Pflanzen und Vieh, lebten bald wieder in Disharmonie.
(Nix mehr mit peacevoller unity.)

Drauf geschissen, dann doch lieber Milch...

Lyrischer Suizidmonolog I

Wir rauchen zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide
Jeden Tag, wenn wir gemeinsam aufstehen
und uns fragen
Was diese Scheiße eigentlich soll.
Da stehen wir, am Fenster, rauchend
Zu zweit, gespalten, allein
Und mittendrin: Borderline.

Wir laufen zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide
Jeden Tag, wenn wir gemeinsam losziehen
und uns fragen
Wieso wir das eigentlich tun, denn
Wir könnten am Fenster stehen, rauchend
Zu zweit, zu dritt, gespalten, allein
Und mittendrin: Borderline.

Wir weinen zusammen
Ich und du, Müllers Kuh - scheiße.
Ich und du, du und ich, wir beide eben
Wie immer. Jedes Mal, wenn wir gemeinsam zusammenbrechen
und uns fragen
Wieso wir eigentlich noch am leben sind, denn.
und uns sagen
Dass wir's eigentlich einfach lassen könnten, denn
Wir könnten am Fenster stehen, rauchend, betäubt
Zu zweit, dritter Stock, neuneinhalb Meter, reicht locker, gespalten, allein
Mit Borderline.

Wir schreien zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide
Wir tanzen zusammen
auf dem Vulkan - Dynamit und Napalm, tagein, tagaus.
Alle meine Entchen. Sind schon lange tot.
Künstliches Delirium. Lächeln oder P-Station, du hast die Wahl, entscheide mich.
Denn ich
Will nicht. Werd nicht. Kann nicht.

Wir rauchen zusammen
Ich und du, du und ich, wir beide mal wieder
Jeden Tag, wenn wir beide mal wieder gemeinsam aufstehen
und uns beide mal wieder fragen
Was diese Scheiße eigentlich soll.
Da stehen wir mal wieder, ein scheißperfekter Kreis
Zu zweit und, mal wieder, gespalten, allein
Und mittendrin: Borderline.

7/03/2017

Parkhausromantik (Ein Genicht)

Blauer Himmel, von Wölkchen verziert
Grüne Büsche, beschmetterlingt
Grauer Beton, im Sonnenschein
Gleichgültigkeit in vollendeter Form.

Neben mir Menschen, sechzehn vielleicht
Genießen das Gras, den Vodka, den Spaß
Am Horizont das Eisenwerk und
Gleichgültigkeit in vollendeter Form.

Es ist schnöde Parkhausromantik:
ein - mein - perfekter Moment.
Sonnige Aussichten, egal wie man's nimmt -
Gleichgültigkeit in vollendeter Form.

Du fehlst mir, immer
Auch jetzt, auch hier
Deine Haare und Augen,
Frag' mich, wo sie sind
Von Gleichgültigkeit plötzlich keine Spur mehr
Wann werd' ich dich wiedersehn, werd' ich überhaupt?
Ich hoffe es. Der Rest ist mir ziemlich egal.
Der Gleichmut, er ist in der Überzahl.
Denn er ist alleine und ich ohne dich
Also so gut wie überhaupt nicht.

6/07/2017

Homunculus

I confess that I have the feeling of someone, of something living inside of my head.
A being, a creature, an obscure creation of intellectual character, complex-minded and twisted.
This creature has rarely been noticed, and if so, by myself in the deepest of sleep phases --
seemingly just delusion, but gradually I realised that the being's presence is utter reality (to me).
I have not yet learned what it stands for or what it is at all, I have just learned to accept it as a part of my existence. Though there is Chaos inside of and I endeavour to arrange me, I feel that something's working against (my attempts). I presume that it is the creature, alas fighting or controlling has not been an worthwhile option to me up to now.

Cause I have come to realise that there's a public misconception over the duality of Order and Chaos.
Order and Chaos have never been opposing fronts, since mankind tends to fabricate one out of the other. We deny the coexistence of the both states, like in general, we deny the coexistence of all. Let the archaic masks fall.

There are beliefs which spread the word that there's a devil.
There are beliefs which spread the word that there's a hell.
And there's a world inside of me I do not tend to comprehend, though I can say and reassure that my layered mindset is obscure.
There is a Satanist living inside,
as there's a Christian and an Atheist, too.
I am negating the belief that only Order brings relief,
like I am neglecting the common fact that everyone deserves respect.
The Homunculus inside, he who has taught me unlearned science shall be my mute companion until the day I leave this world behind
Transcending to another...
Transcending to another one...
Transcending to a higher one...
Ascending to something else -- to somewhere beyond this realm.
Ordo ab Chao. Chao ab Ordo.
Coexistence, or nothing at all.

I confess that I have the clarity, I pledge upon my oath: the Homunculus inside has addressed me tonight. Opening my eyes while I was sleeping let me descend into its handmade home, its notional throne.
A seemingly tiny version of a human's conception, neuter and with flamingly hair. Consuming itself in a continual process, being its own procession in the same tick.
A Leviathan's Cross and mercury on its chest. The symbol of air representing its null breath.
With ashen eyes, it looked at me. Reclaiming my bygone morality.
With the Leviathan's Cross, under the banner of sulphur, he's burning my surreality down to the ground. For a second, just for a glimpse, I see behind the lies of my mind, see through the disguise.
The veil hides a war on two fronts, but I cannot perceive if one of them is real.

I see Laneor, see the Keeper, the Thaumaturgist standing atop, gazing down, sublime like a king.
By the next breath, the scenery disappears and I awake, left with the stench of ignorance.
Is there a truth or has it all been a farce?
Is there reality or only untruth inside of me?
What is this dichotomy -- is there a sense deep down in the duality -- will I see the night of day?

There are beliefs which spread the word that there's a heaven.
There are beliefs which spread the word that there's a god.
And there's a world inside of me I do not tend to comprehend, though I can say and reassure that my layered mindset is obscure.
There is a Satanist living inside,
as there's a Christian and an Atheist, too.
And the Homunculus inside has addressed me tonight,
I am negating the belief that only Order brings relief, like I am neglecting the common fact
that everyone deserves respect.
The Homunculus inside, he who has taught me unlearned science shall be my mute companion until the day I leave this world behind
Transcending to another...
Transcending to another one...
Transcending to a lower one...
Descending to something else -- to somewhere beyond this realm.
Ordo ab Chao. Chao ab Ordo.
Coexistence, or nothing
Nothing at all.

5/26/2017

Über Teerleichen

Ich sehe dich an, wie du vor mir liegst
So alt und grau, so kalt und verbraucht
Vor ein paar Stunden noch, als die Sonne dich anbrüllte
Hast du vor Hitze geglüht
                                         und jetzt?
Nichts.

Ich zünde mir eine Zigarette an
- mit einem Streichholz, denn Ordnung muss sein -
Lasse das Holz los, rauche und schaue,
Es landet auf dir
                          und du tust.
Nichts.
Wie typisch für Leichen.

Ich trete dich mit Füßen
Und da bin ich nicht allein
Doch du nimmst davon keine Notiz und.
Liegst weiter da rum. Grau.
Und tot.
Wie immer. Mal wieder - wie typisch für Leichen.

Du störst dich an kaum was
So scheint mir zumindest.
Brüche und Narben zieren dein Gesicht.
Doch hab ich noch nie eine Klage gehört
Zumindest von dir nicht (und wer hätte mehr Grund?)
So typisch für Leichen. Ihr seid alle gleich
                                                                    und doch verschieden.

Die Teerleichen.
Die heimlichen Helden der Stadt.
Verbrecher und Helfer, Tod und Geliebter.
Tausend Gesichter, in einem vereint.
Und doch könntet ihr verschiedener nicht sein.

Limbus

Meine Gedanken splittern, sie zerbrechen an dir
Ich kann nicht in mich gehen, sonst schneide ich mich an mir
Mein Kopf gleicht einem Wespennest, meine Gedanken sind die Larven
Chaos zerreißt jede Faser von mir, im Kanon schreien zweiundvierzig Narben.

Stirb, geh ins Licht
Verlass diesen Ort, denn Ruhe findest du hier nicht
Stirb, gib den Widerstand, gib ihn auf
Zertrümmere den Bienenstock, steig endlich in den Himmel auf.
Stirb, geh von dieser Welt
Sei ehrlich zu dir selbt, was gibt es hier schon, das dich noch hält?
Stirb, schließ deine Augen und mach endlich Schluss
Dann steig mit mir hinab, mit mir hinab in den Limbus.

Ich hab vergessen, wie es ist, zu schlafen, kann mich einfach nicht erinnern
Stattdessen spür ich noch den kalten Tod von innen gegen meine Schläfen hämmern
Das Koma wird mich nie mehr wiedersehn, das hab ich mir geschworen
Doch such ich mich selbst ohne mich umzusehen, hab einen Teil von mir verloren
Verloren, gefunden, geheilt und geschunden, meine Bipolarität beschert mir blutende Wunden.
Verloren, gefunden, geheilt und geschunden, Bipolarität macht mich zur offenen Wunde.
Fuck
Meine Gedanken zersplittern, sie zerbrechen an dir
Ich bin nicht in mich gegangen, und doch verblute ich an mir
Ertrinke in der Flut meiner Emotionen, versinke in dem Sumpf meiner Depressionen.

Stirb, geh ins Licht
Verlass diesen Ort, denn Ruhe findest du hier nicht
Stirb, gib den Widerstand, gib ihn auf
Zertrümmere den Bienenstock, steig endlich in den Himmel auf.
Stirb, geh von dieser Welt
Sei ehrlich zu dir selbst, was gibt es hier schon, das dich noch hält?
Stirb, schließ deine Augen und mach endlich Schluss
Dann steig mit mir hinab, hinab in den Limbus.

Mutter der Träume, ich bin es, lass mich ein
Nur eine Nacht möchte ich in deinem Reich sein.
Mutter der Träume, gewähre mir heute Schutz
Sonst reißt es mich hinab, hinab in den Limbus.
Eine Bitte von Herzen, oh Mutter:
Pflanze einen Baum für deinen sterbenden Sohn.
Gib ihm zweiundzwanzig Jahre Zeit, um zu wachsen
Dann nehme ich Platz unter dem hölzernen Thron.

5/25/2017

Ich mag diesen Blick

Ich mag diesen Blick
den du manchmal hast,
wenn du denkst,
dass gerade niemand hinsieht.
Eine halbe Sekunde, länger nicht
Doch ich sehe ihn
Und ich mag diesen Blick.

Ich mag diesen Blick
obwohl ich mir denke,
dass es dir schlecht geht,
wenn du ihn hast.
Du sagst die Augen,
die seien der Spiegel zur Seele.
Und genau das befürchte ich, wenn ich ihn sehe.

Du sagst, ich säh' aus
als schliefe ich wenig.
Das ist wahr, denke ich
Und der Grund bist oft du
gewesen, zumindest, in den letzten Tagen.
Denn ich schließ' meine Augen und seh' diesen Blick.

Ich schweige und nicke, du redest und lächelst.
Ich sehe dich an und weiß, dein Lächeln, es lügt.
Doch sage ich nichts, denn es steht dir so gut.
Genau wie der Blick, der vom Hinsehen weh tut.

3/19/2017

Ich stelle mir vor

Ich stelle mir vor
Wie du deinen Kaffee trinkst
Langsam, vorsichtig
und schwarz, mit Süßstoff.

Ich stelle mir vor
Wie du dir morgens die Haare steckst
Vor dem Spiegel
Selbstkritisch, unzufrieden.

Ich stelle mir vor
Wie du deinen Feierabend verbringst
Mit deinem Freund vielleicht.
Oder. Auch nicht.

Ich stelle mir vor
Dass du dich von ihm     trennst.
Freitags in die Disco gehst
                                            und tanzt.
Zu wummernden Bässen
Im Stroboskoplicht.

Ich stelle mir vor
Dass du dabei Drogen nimmst
Kleine, bunte Pillen
und dich dem Rausch hingibst
Ekstatisch und leidenschaftlich
Stundenlang.

Ich stelle mir vor
Wie du danach wohl nach Hause kommst
Mit dem Taxi möglicherweise
- hoffentlich gut -
Dort vor dem Spiegel stehst
und weinst.

Ich stelle mir vor
Ich stelle mich vor
                               dich.
Ich sehe dir tief in die Augen.
In das Blau.
In das Braun.

Ich stelle mir vor
Ich spreche dich an
und sage
Ich stelle mir vor
Wie du deinen Kaffee trinkst.

2/21/2017

"Borderlinetagebuch"

Guten Tag, ich hab Borderline. Zudem konstruiere ich mit Wesen im Entwicklungsstadium stundenlang am Tag Sandburgen und stelle sie pädagogisch korrekt, nämlich mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke, wenn sie mich nicht beim UNO gewinnen lassen.
Kurzum, ich bin Erzieher.
Nun ist Borderline eine Sache, die der breiten Masse nicht unbedingt bekannt ist. Und wenn doch, dann in 73% aller Fälle aus Green Days „Boulevard of Broken Dreams“. Das Lied ist übrigens absoluter Schrott wie ich finde, aber das tut hier ja nix zur Sache. Können das ja mal grade klären.
Mit Borderline gibt es zwei Arten von Tagen, quasi wie beim Fernsehprogramm. An einem Tag fühlt sich alles an wie der Film John Wick, allerdings nicht mit Keanu Reeves in der Hauptrolle, sondern eher einer brandheißen, zeigefreudigen Rothaarigen. Nackt. Die ganze Zeit. Auch in Kampfszenen. Vor allem in Kampfszenen.
Kurzum: absolut erste Sahne.
Die zweite Art von Tagen fühlt sich an wie ein Prominentenspecial von Wer Wird Millionär? mit Oliver Pocher, Daniela Katzenberger, Donald Trump und dem Typen von der Pegida als Gästen und moderiert von Markus Lanz. Die Titelmelodie neu eingespielt und vertont von und mit Marianne Rosenberg und in jedem Werbeblock sieht man Heino, wie er David Bowie Songs covert und sich dabei kleidet wie eine transsexuelle Aufstockprostituierte aus Uganda.
Kurzum: Schrott, absoluter Dreck.
Diese zwei Arten von Tagen variieren unwillkürlich, der Prozess ist nicht beeinflussbar und wirkt sich, oh Überraschung, auf die Stimmung aus. Ich hab das jetzt schon 'ne ganze Weile und mit der Zeit lernt man, sich damit zu arrangieren. Ich zum Beispiel find' einfach grundsätzlich alles doof. Das spart Zeit, Emotionen und meistens auch 'ne Stange Geld. Arbeiten und leben lässt sich damit trotzdem. Es ist nicht so, dass man die Krankheit nicht mehr merkt, man gewöhnt sich nur irgendwie dran. Wie mit diesem dezenten Schnupfen, der drei Monate lang nie richtig weggeht. Man putzt sich zwar hundert Mal am Tag die Nase, aber irgendwann macht es einem weniger aus. Läuft.
Wenn dann allerdings mal wieder einer dieser John Wick Tage kommt, trifft mich das meist genauso unvorbereitet wie alle anderen. Versteh'n Sie mich nicht falsch, es is' nicht so, als würd ich dann Blumensträuße kacken und auf Regenbogen über die Straße federn, aber ich bin dann zumindest so etwas wie gesellig. Nicht arg, aber schon so, dass es im Vergleich zu sonst auffällt.
Wieso erzähl ich das? Nein, ich will kein Mitleid. Ich will auch keine Rücksicht. Noch nicht einmal Verständnis will ich, zumindest nicht für mich. Ich möchte Klarheit schaffen. Es thematisieren. Dieses traurige Tabu, mit dem psychische Krankheiten noch immer behaftet sind, aus der Welt schaffen.
Ich liebe meinen Beruf. Und ich schätze jedes einzelne meiner Kindergartenkinder. Das habe ich schon immer, und das werde ich immer. Nur weil ich psychisch krank bin, bin ich nicht gesellschaftsunfähig. Ich bin kein schlechterer Erzieher. Ich bin auch nicht verrückt. Ich bin nur mal öfter nicht so gut drauf.
Ich verbringe meine Zeit nicht damit, voller Selbstmitleid ein Klavier anzuschauen, weil ich es nicht spielen kann, oder mir aus Selbsthass Schnittwunden zuzufügen. Ich tue ganz normale Dinge. Ich koche, spiele Karten, gehe spazieren, lese Bücher. Das ist Borderline. Nichts besonderes.

Ja, viele Tage sind Schrott. Aber mal ganz ehrlich – das sind die ersten Zeichnungen Ihrer Kinder auch alle gewesen, und das wissen Sie auch. Trotzdem haben Sie sich darüber gefreut. Oder zumindest so getan. Und genau das ist der Punkt. Ich bin wie Sie. Nur hab' ich eben immer Schnupfen im Kopf.

"Über Lebensziele. Und Worte."

„Dazu müssen Sie erst an mir vorbei!“, donnere ich grimmig und lasse den Besenstiel etwas härter als beabsichtigt gegen die Wand neben mir schlagen. Ich nehme Verteidigungsposition ein, leicht werde ich es ihr nicht machen, das kann sie vergessen. Komm doch her, denke ich mir und verziehe keine Miene. Jedoch muss ich innerlich lächeln... und genieße den Moment, denn „dazu müssen Sie erst an mir vorbei“ war einer dieser Sätze, die ich schon immer mal hatte sagen wollen. In etwa so wie „ich bringe diese Kinder jetzt in Sicherheit“ oder „ein Sturm zieht auf“.
Dies war er also.
So fühlte es sich also an.
Mein Moment, er war endlich gekommen. Ich sonne mich innerlich, lasse heroische Musik in meinem Kopf ertönen und spüre, wie mein Blut in Wallung gerät. Was noch von diesem vorbeiziehenden Moment übrig ist, atme ich regelrecht und möglichst tief ein, um mich für immer daran zu erinnern. Ich hatte eines meiner Lebensziele erfüllt – und das völlig unvorbereitet an einem Dienstag Nachmittag. Davon würde ich noch meinen Enkeln erzählen – sollte ich dazu denn noch die Möglichkeit bekommen.
„Und dann?“
Die Worte der jungen Frau vor mir reißen mich harsch in die Realität zurück. Die Musik stoppt abrupt, ich verlasse mein sonniges Plateau, verschlucke mich an meinem eigenem, übermäßig tiefem Atemzug und habe plötzlich nur noch verdammt heiß.
„Entschuldigung?“ Mein Gegenüber starrt mich immer noch an, sie wirkt verschüchtert. Ich lockere meine Körperhaltung. „Dazu müssen Sie erst an mir vorbei“, wiederhole ich ruhig, verabschiede innerlich den Moment, und fahre dann fort. „Am Ende des Ganges durch die Tür und die Treppe hoch. Oben dann einfach den Gang entlang, die Tür zur Turnhalle ist auf der rechten Seite. Sie können sie nicht verfehlen, es steht sogar dran. Darin finden Sie dann auch ihre Tochter.“
„Danke“, sagt die junge Frau und lächelt mir flüchtig zu, als sie an mir vorbei geht.
Gern geschehen, denke ich leise. Einen Moment lang stehe ich unschlüssig herum. So kann es also sein, denke ich mir. Hier stehe ich, kehre den Flur zur Mäusegruppe und erfülle dabei eben mal so eins meiner Lebensziele. Ich habe mir die Situation zwar anders vorgestellt – aber letztendlich konnte ich meinen Traum erfüllen. Meine Worte sagen.
Und wurde sogar noch von einer schönen Frau angelächelt.
Worte, denke ich.
„Namen sind Schall und Rauch“, heißt es doch. Und genauer betrachtet sind Worte auch nur Namen. Sie bedeuten nichts, und dann doch wieder alles.
Vielleicht sollten wir wieder anfangen, das Große im Kleinen zu sehen, anstatt es nur im weit Entfernten, Unerreichbaren zu suchen. Wie sagt man hier so schön? Großes entsteht immer im Kleinen. Nehmen wir uns das doch zu Herzen. Dann können wir bestimmt alle ein bisschen glücklicher sein.
Ich sammele mich und kehre weiter.

Worte, denke ich mir und muss lächeln. Dieses Mal sichtbar.

2/16/2017

Aus dem Tagebuch eines Denkers

Habe heute herausgefunden, dass es Motivkalender mit beruhigenden Motiven von Brot gibt. Das ist schön. Wir brauchen so etwas. Die Welt braucht so etwas. Allerdings war damit der Sache nicht Genüge getan. Nachdem ich mir ebenfalls die Werke "Strandkörbe 2018" und "Äpfel 2018" zu Gemüte geführt hatte, geriet ich ins Grübeln.
Warum sollte es keine Motivkalender mit Bildern von Dildos geben? Die Chancen standen ja ganz offensichtlich nicht allzu schlecht. Man verstehe mich nicht falsch. Es ist nicht so, als bräuchte ich persönlich einen Dildo-Motivkalender. Den generellen Gedanken an die Existenz eines solchen fand - und finde - ich allerdings auf eine apodiktische, geradezu toxische Weise faszinierend und fesselnd. So begab ich mich mittels meines Browsers auf die Suche nach besagtem Objekt.
Hier könnte jetzt ein Absatz über die Geschwindigkeit des Internet Explorers stehen und darüber, dass ich dann in zwei Wochen über die geladenen Ergebnisse berichten würde, jedoch verwende ich diesen Browser, dieses "Tool" nicht und habe nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, ob die Gerüchte stimmen.
Man hört ja so einiges.
Kurzum, meine Suche verlief erfolglos. Ich stieß zwar noch auf den Motivkalender "Oliven" und zahlreiche erotische Adventskalender von Orion und dergleichen mehr (wobei ich mir unsicher bin, was Oliven mit Dildos zu tun haben - und es vorziehe, diesen Gedankengang nicht weiterzuführen), jedoch suchte ich ja lediglich nach einem Kalender mit Abbildungen dieser Geräte, nicht mit einem lebensgroßen hinter dem 24. Türchen. Nein, danke. Dem Gedanken, einem Misserfolg aufgesessen zu sein, mochte ich mich allerdings nicht beugen.
Nun bin ich ja von Berufs wegen von reichlich vielen Damen umgeben und auch in meiner Heimatstadt finden sich zahlreiche Exemplare dieser Art. Überlege nun ernsthaft, einfach wildfremde Frauen darum zu bitten, ihre Dildos ablichten und damit einen Motivkalender gestalten zu dürfen. Klänge dann ungefähr so: "Hallöchen und entschuldigen Sie, haben Sie einen Dildo und wenn ja, dürfte ich ihn für einen Kalender fotografieren?" Abstrus, ich kann die Ohrfeigen und Anzeigen jetzt schon sehen. Und fühlen. Müsste den Damen vorher klar machen, dass es mir nur um den Gegenstand geht, nicht um Handlungen, die damit stattfinden. Sollte zu machen sein. Ich könnte den ersten Dildo-Motivkalender gestalten. Die Welt verändern. Sicherlich. Wenn wir Kalender mit Motiven von Brot und Strandkörben haben - und erneut, ich bin davon überzeugt, dass die Welt diese in Zeiten von Spaßpolitik, Guerillakrieg und Lügen noch und nöcher schlichtweg braucht -, dann sollten wir auch Dildo-Motivkalender realisieren. Alle Menschen sollten davon erfahren. Alle Menschen würden davon erfahren. Würden meine Freundin auf der Straße entgeistert ansehen, und sie könnte mit Stolz behaupten: "ja, ja ich bin die Freundin von dem Typ mit dem Dildokalender-Einfall." Wildfremde Menschen würden applaudieren, ihr die Hände schütteln, Selfies mit ihr schießen wollen. Um Autogramme bitten, von ihr. Um von mir gar nicht erst anzufangen. Ich könnte den ersten Weltfrieden schaffen, nachdem wir uns schon so lange im Stillen sehnen, ohne uns darüber bewusst zu sein. Mal ehrlich.
Andererseits.
Ich schätze meine Ruhe.
Ich weiß, sie tut es auch.
Nun, dann eben nicht. Werde mich zurücklehnen. Die Idee steht hier. Man möge sie aufgreifen, Ruhm ernten, reich und berühmt werden. Wer auch immer, nur nicht ich. Die Welt verändern, schön und gut. Aber ich will meine Ruhe.

1/13/2017

I Never Spoke of Forever

Would you stay if I told you what's been eating me lately?
Would you listen if I told you that my inside's driving me crazy?
Would you accept this, or rather reconsider, recalculate?
Please listen to me as I unveil my state...

I hate to be so violent and I hate to be so heartless
But it is all that I can do and feel, it's all that I can be
I am sick of being tired and I tire of being sick
And I cannot believe I'm losing (again), but I believe I'm losing it.
Getting used to losing is what I did all these past years, as my days consisted of nothing
But trauma and fear
Further and further
Detached from the people, the few I cared about, the one I cannot be without.
Screaming her name in the dark, seeking her eyes in the sky
Skyshard - doesn't matter, out of reach anyway.

Daybreak and Daybreaker, what have I become?
Detoxed blood in my veins and it still feels wrong.

Some moments I spend with running over this blackened pages of my yesterdays
Nothing is what I mostly see, but beyond it, I remember your epiphany...
Sanguine hair, pale skin, blue-eyed angel, but a devil within
Abandoning what could have been without losing a word about what we have been.
And sometimes I still wonder, what fucking happened that tore us asunder
Pals since ever, no more, never, tell me why - I never spoke of forever.
Never, I never spoke of forever.

But you will be replaced.
Months ago, you were the one and some months in the future you’ll just be someone
You’ll just be someone I used to have feelings for,
You’ll just be a decision I don’t regret anymore.
You will be replaced and your name will be erased from its place within my heart.
You will be erased from your place within my heart, a place you roamed from the start.

I still hate to be so violent but I adore to be so heartless
And nothing, nothing can change my mind because you're goddamn fucking worthless
By now ire is all I've left for you, you'll join the fucking gap between chapter one and two
Good luck with fighting the malice you'll find there, you won't survive this blight
Prepare for your final fight.

(I never)
Neither war paint nor charms... (forever)
Neither soldiers, friends nor arms...
Will help you fight my catastrophe --
The pulsing, convulsing, catastrophic disease.
I never (I never) spoke of forever.
I never (ever) spoke of forever.

Spiritus Rector

Can you feel the salt...
Can you see the lead...
Turn to dust for what we've eternally bled

Decay, my son
My daughter
My flower
My utmost beautiful love
Let me lay you to rest
Let me give you to death
Your remains shall be cremated
Your remains shall be transmuted
To fire and to air,
To water and to earth.

Catharsis you shall achieve.
Putrefaction you shall overcome.

Fire was never meant to cleanse
It was meant to blacken, to cremate
And so everything shall pass away, transcend into its ashen forms
Led by the Spiritus Rector, to drift there whence it came from
Ascend, salt to sand...
Ascend, lead to gold...
Ascend, gold to rust...
Turn to dust all that we've known, all that we've been
Turn to dust all that has been
Take away all my sin, take care of my kin.
I'll give the world their heir
He'll inherit the guilt, he'll inherit the will
I'll give you a heir
Take away and take care.

Decay, my beloved
It is time for you to leave
My son...
My daughter...
My lost...
My love...
To fire. To water. To air. To earth.
Fire you shall see, water you shall breathe, air you shall keep, earth you shall be.